Erörterung

Die Frage, mit der ich mich auseinandersetze ist, können Menschen mit Legasthenie/Lese-Rechtschreibschwäche ihre Defizite durch mehr Üben aufheben?

Ich setze mich in meiner MA mit dem Thema auseinander ob und wie sich Musiktherapie positiv auf den Verlauf einer Legasthenie auswirken kann. Damit ich diese Frage beantworten kann, ist es wichtig zu wissen, welche Symptome Menschen haben, die eine LRS-Diagnose haben und wie die Symptome therapiert werden können.

Lesen und schreiben ist für die Kinder am Anfang ein unverständlicher „Code“ aus unbekannten Symbolen. Eine Legasthenie bewirkt, dass dieser Code nicht in der üblichen Art und Weise entziffert werden kann (BVL Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V., 2024)

Die Symptome einer LRS sind einerseits im Bereich des Lesens und Leseverständnis (z.B. Auslassen, Ersetzen, Vertauschen oder Ergänzen von Wörtern, geringes Lesetempo, Schwierigkeiten, Gelesenes wiederzugeben etc.) und andererseits im Bereich des Rechtschreibens (hohe Fehlerzahl) (Schleider, 2009, S. 16f)

Abbildung 1 Wie kann man Legasthenie erkennen? (Quelle: BVL Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V.)

Durch eine geeignete Unterstützung bei Kindern mit einer LRS können gewisse Defizite aufgeholt werden. Laut Klicpera et al. (2003, S. 231) sollen zahlreiche Studien gezeigt haben, dass mit Training eine Erleichterung beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens einhergeht und der Ausbildung von Lese-und Rechtschreibschwierigkeiten vorgebeugt werden. Damit man mit dem Training eine möglichst große Verbesserung erzielen kann soll darauf geachtet werden, dass

„Kinder, bei denen ein Risiko für die Entwicklung von Lese-und Rechtschreibschwierigkeiten besteht oder die bereits tatsächlich beim Erlernen des Lesens und Schreibens zurückgefallen sind, benötigen so früh wie möglich – gezielt Hilfestellungen. Zu warten vergrösstert im Allgemeinen die Probleme und stellt keine angemessene Reaktion dar, da die Zeit in diesem Fall meist gegen die Kinder arbeitet. Je länger die Schwierigkeiten bestehen, desto grösser wird der Rückstand, da die Kinder in der Zwischenzeit nicht nur im Unterricht, sondern auch ausserhalb der Schule Gelegenheiten zum Üben des Lesens und Rechtschreibens versäumen“ (Klicpera et al., 2003, S.230).

Diese Aussagen zeigen, dass es durchaus wichtig ist, dass Kinder, die Mühe haben mit Lesen und Schreiben, dies auch üben und trainieren und somit eine Verbesserung hervorbringen können.

Andererseits zeigt Schleider (2009, S. 79) auf, dass kaum ein Schüler, der zu Beginn der zweiten Klasse Leseschwierigkeiten aufweist, in der 8. Klasse durchschnittliche Leistungen erzielt und rechtschreibeschwache Fünftklässler sich trotz optimaler Förderung bis ins Erwachsenenalter nur unwesentlich verbessern. 

Demzufolge ist ein Training nicht unbedingt notwendig, denn für den Aufwand, der betrieben wird, verringern sich die Defizite nur minim. Daraus wird laut Schleider geschlossen, dass „wenn die Schüler in den ersten Klassen einmal Rückstand zu ihren Mitschülern aufgebaut haben, die Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben recht stabil sind“ (Klicpera et al., 2003, S. 130).

Diese Aussagen machen deutlich, dass die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, welche Kinder mit einer LRS haben, durch Üben des Lesens und Schreibens nicht rückgängig gemacht werden können. 

Meiner Meinung nach ist es grundsätzlich sehr wichtig, dass Kinder, die eine LRS-Diagnose erhalten haben, in den Bereichen Lesen und Schreiben zusätzlich gefördert werden und Üben. Es ist aber nicht realistisch zu erwarten, dass die Symptome durch Üben und Trainieren ganz verschwinden.

Literaturverzeichnis:

BVL Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V., (2024). Abgerufen am 1.3.24 https://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie.html#content

Klicpera, C., Schabmann, S., Gasteiger-Klicpera, B. (2003). Legasthenie Modelle, Diagnose, Therapie und Förderung. München: Ernst Reinhardt Verlag.

Schleider, K. (2009). Lese-und Rechtschreibstörungen. München: Reinhardt Verlag

Abbildungsverzeichnis:

BVL Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V. (2024). Abgerufen am 1.3.24 https://www.bvl-legasthenie.de/legasthenie.html#content